Pflanzenheilkunde

Die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) hat eine lange Tradition, denn diese Therapieform ist der Vorläufer der heutigen Medizin. Viele bekannte pharmazeutische Wirkstoffe wurden erstmals aus Pflanzen isoliert und dann später synthetisch nachgebaut.

Eine Pflanze wirkt mit ihren unzähligen fein aufeinander abgestimmten Inhaltsstoffen weitaus vielschichtiger als ein einzelner Wirkstoff. Individuell zusammen gestellte Heiltees enthalten mehrere verschiedene Pflanzen, die sich in ihrer Wirkweise gegenseitig unterstützen.

Was von einer Pflanze in den Tee kommt, hat sich im Laufe Jahrhunderte durch Beobachtungen und Erfahrungen entwickelt. Denn die einzelnen Wirkstoffe sind in einer Pflanze unterschiedlich verteilt.

Hier einige Beispiele, welche Pflanzenteile für einen individuell zubereiteten Heilkräutertee verwendet werden können.

schafgarbe

Bei der Ringelblume oder der Kamille werden besonders die Blüten (lat.: Flores) für Heilzwecke verwendet. Auch die Taubnessel und die Schafgarbe mit ihrer wunderbar wundheilenden Wirkung zählen dazu.

Beim Löwenzahn das ganze Kraut (Blüte, Blätter, Stängel) mit Wurzel (lat.: Radix cum Herba). Die Teile können natürlich auch einzeln verwendet werden.

Bei der Klette wird in erster Linie die Wurzel (lat.: Radix) mit ihrem hohen Gehalt an Schwefel und vielen Mineralstoffen verwendet, um Toxine aus dem Lymphsystem zu binden und auszuleiten.

Pflanzen, wie Fenchel, Dill oder der Koriander stellen ihre Samen (lat.: Semen) zur Verfügung, die reich an ätherischen Ölen sind und die Verdauung anregen.

In manchen Fällen ist die Rinde (lat.: Cortex) der wirksamste Bestandteil einer Pflanze. Das ist z. B. bei der Eichenrinde der Fall, die wegen ihres starken Gerbstoffgehalts traditionell zum innerlichen und äußerlichen Wundverschluß angewendet wird.

weissdorn

Von einigen Pflanzen werden Blüten, Blätter und Beeren (lat.: Fructus) verwendet, wie beim Weißdorn, der verordnet wird, um bei Herzschwäche die Pumpleistung des Herzmuskels zu erhöhen.

 

Was wirkt?

Pflanzen enthalten Hunderte verschiedener Stoffe. Einigen einzelnen kann eine Wirkung nachgewiesen werden. Bei anderen ist die Wirkweise noch nicht geklärt.

Interessanterweise stellte sich bei pharmazeutischen Versuchen heraus, dass aus Pflanzen isolierte Einzelwirkstoffe allein nicht so gut wirken wie mit ihren natürlichen Begleitstoffen in der Pflanze, die für sich genommen jeweils keine nachgewiesene Wirksamkeit aufweisen konnten.

Hier finden Sie einige ausgewählte Beispiele für pflanzliche Inhaltsstoffe.

 

Flavonoide sind wasserlösliche gelbe Pflanzenfarbstoffe, die auch in vielen Nahrungsmitteln (Brokkoli, Tomaten, Zwiebeln) enthalten sind. Sie wirken antioxidativ, entzündungshemmend, antiallergisch und cholesterinsenkend und sind in unglaublich vielen Heilpflanzen enthalten, z. B. Kamille, Ringelblume, Johanniskraut, Goldrute und Buchweizen.

Therapeutisch werden sie zur Behandlung und Vorbeugung von Herz-Kreislauf- sowie Gefäßerkrankungen eingesetzt, bei Ödemen, Allergien, Lebererkrankungen und Venenleiden.

 

Gerbstoffe sind Verbindungen, die mit Molekülen der Haut bzw. Schleimhaut unlösliche Eiweißverbindungen eingehen und diese so abdichten. Gerbstoffe wirken also zusammenziehend, austrocknend, blutstillend und keimhemmend. Sie werden bei Durchfall eingesetzt (Flüssigkeitsaustritt in den Darm wird durch Abdichtung der Darmwand reduziert) und verhindern durch eben diese Abdichtung der Schleimhäute in anderen Fällen einen Wiedereintritt von Giftstoffen in den Organismus.

Deshalb spielen Gerbstoffe u.a. bei der Amalgamausleitung eine wichtige therapeutische Rolle. Reich an Gerbstoffen sind u.a. Salbei, Eichenrinde und Blutwurz.

 

Saponine setzen die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten herab. Durch die dabei entstehenden Blasen vergrößert sich die Oberfläche und führt zu einer erhöhten Kontaktaufnahme der Stoffe miteinander. Saponine selbst werden vom Körper nicht aufgenommen, sie verbessern jedoch die Aufnahme schwer resorbierbarer Stoffe.

Saponine wirken schleimlösend und auswurffördernd und werden z. B. bei festsitzendem Husten eingesetzt (Efeu, Süßholz). Einige Saponine wirken auch gegen Viren, Bakterien und Pilze.